...die ›richtigen‹ Menschen...
Im Film werden die aristotelischen Zeilen, weder erwähnt, noch auf irgedneine Weise
ausgesprochen. Doch die Haltung der ›richtigen‹ Menschen, gegenüber den
genetisch ›Gemachten‹, den Nexus6, ist der aristotelischen ähnlich.
(Nexus6 sind in dieser fiktiven Welt, Maschinen gleichgesetzt.
Nicht aus Bosheit, Gemeinheit, oder einem vertrackten Rassismus,
sondern als ›Tatsache‹, als ein 'Ding', das ›eben so ist‹.)
Diese 'Welt', sieht sich plötzlich konfrontiert, mit dem Versuch der Nexus6
ihr Lebensende abzuwenden. Den plötzlichen, körperlichen Verfall,
der absichtlich genetisch vorbestimmt wurde, aufzuhalten,
durch Rückkehr zur Erde.
Eine Welt, die ihnen unbekannt ist.
Eine Rückkehr, die ihnen verboten ist.
Getrieben von Wut, Zorn, Verzweifelung, Todesangst und Lebenshunger.
Empfindungen, die ihnen fremd sind.
Dies ist grob das Narrative des Films, das dem
Versuch des Unmöglichen,
der Verzweifelung,
mit der diese Gruppe um ›mehr Leben‹ kämpft,
seine Form gibt.
Für den Roman bedeutet dies:
Die ›richtigen‹ Menschen, die Römer, - werden konfrontiert mit einem Aufstand, Jener,
denen es besser ist, »...sich in dieser Art von Dienstbarkeit zu befinden...«.
Dabei vermeidet der Roman die Aufständischen zu zeichnen, als ›die ewig Geknechteten‹,
die nun beweisen wollen, dass sie ›doch auch Menschen sind‹.
Für den Versuch des Unmöglichen, wurde der Fokus gelegt auf:
- sich Behaupten gegen römische Legionen
- in einem, für sie, unbekanntem Land
- mit einem Heer, in dem die Verständigung untereinander, mindestens, schwierig war
- mit einem Heer, ohne stützende Maschinerie (Rüstung, Versorgung).
(Der Link führt zu einer Szene aus der Mitte des Films)
»Blade Runner«
...Kontrast zum Aufstand...
Dieses Zitat wurde zufällig gefunden, bei Recherchen für diesen Roman.
Als Teil des Prologs wurde es gewählt, weil die Aussage, dieser wenigen Zeilen,
einen übermäßig starken Kontrast zum Aufstand hat.
(»...sich in dieser Art von Dienstbarkeit...«,
gegen diese mussten plötzlich Truppen ausgesandt werden, konsularische Armeen.
Auch gewählt, weil diese Zeilen nichts gezielt Verdammendes oder Herabsetzendes
in sich tragen, wie man es durch Wörter wie ›Pack‹ oder ›Gesindel‹ erreichen könnte.
Sie kommen gutmütig daher, und vermitteln deshalb eine Unbedingtheit,
eine Art 'Ordnung, die in der Welt sein will'. ›Die Welt ist so gedacht,
und Jene haben ihren Platz dort. Wir tun also nichts Böses,
sie dort zu halten.‹
Mit Blick auf Seneca, dem Lehrer Neros und seiner Haltung zur Sklaverei,
oder auch zu den Gladiatorenspielen, kann man ausserdem annehmen, dass A. diese Zeilen
nicht einfach so niederschrieb, sondern es ein Bedürfnis nach Rechtfertigung gab,
nach Gewissensberuhigung. Denn anders als bei sonstigem Eigentum
waren da zwei Augen, zwei Arme, zwei Beine, und 'es' sprach, dachte, dichtete.
Gewissensbisse mögen, in seltenen Fällen, freundschaftlichen Umgang herbeigeführt haben.
Es gibt Zeugnisse von tiefer, freundschaftlicher Verbundenheit,
zwischen Sklaven und ihren Herren, die aber auch die Ausnahme bezeugen.
Und das Menschendasein, menschliches Verhalten, wie Menschen mit Menschen umgehen,
lässt eher annehmen, dass man Gewissensbisse loswerden wollte.
Dass man die tägliche Labsal nicht davon gestört haben wollte.
Vor allem aber: Gewissensbisse werden, nicht per se, als Solche wahrgenommen worden sein.
Zu erkennen was 'ich' empfinde, ist auch heute etwas, wofür menschlich Wesen
keine guten Antennen hat. Man wird also meist Unbehagen empfunden haben, mehr nicht.
Sodass man sagen könnte: A. wurde vielleicht sogar darum gebeten.
Les Misérables
»...die moderne Wissenschaft beweisst: Der Mensch ist von Natur aus Gut
oder abgrundtief Böse...«, (so oder ähnlich, in Victor Hugos
»Les Misérables«
Ein Statement, eine Haltung, immer mit der Absicht zu belegen,
mit wissenschaftlichem Bezug, dass Jene, die am unteren Rand leben,
aus 'guten' Gründen dort sind, dass es »ihnen besser ist«,
sich dort aufzuhalten.
Diese Betrachtung der A. Zeilen war auch Inspiration, für die Art, die Geschichte
des Aufstandes zu erzählen.